Bericht der WZ 2010

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Berührende Momente vor der Gnadenmutter

Wolnzach (WZ) "Um mei Herz mit dir zu füllen, möcht i nach Altötting geh." Als das von Maria Heller komponierte Lied zur 50. Hallertauer Fußwallfahrt am Sonntag erklang, rührte das die Pilger tief. Auch Ludwig Hierl, der als Pilgerführer alle 1825 Wallfahrer gut von Wolnzach zur Gnadenmutter geleitet hat.

Schon 20 oder 21 Mal, so genau weiß er das gar nicht mehr, ist Wolfgang Spies "mitgegangen". Mitgegangen von Wolnzach nach Altötting, 125 Kilometer zu Fuß, manchmal lachend, oft betend, einige Male auch gerührt. "Keine Wallfahrt ist wie die andere", erzählt er. "Aber dieses Mal war es besonders schön." Schön – auf das Wetter trifft das ja nicht unbedingt zu, wobei für die Pilger ganz andere Wetterregeln gelten als für die Daheimgebliebenen: "Zu heiß ist auch nicht gut", weiß beispielsweise Wolfgang Spies aus seiner langen Pilgererfahrung. "So gesehen hat das Wetter dieses Jahr auch gepasst." Verregnet war nämlich nur der allererste Pilgertag, der Freitag, am Samstag war es dann kühl und am Sonntagmittag, wie bestellt zum feierlichen Einmarsch auf dem Kirchplatz in Altötting, bahnte sich schon die Sonne den Weg durch den Hochnebel. Ein erhebendes Gefühl für alle Pilger ist dieser Einmarsch, das Erreichen des Ziels nach drei Marschtagen. Wolnzach: Berührende Momente vor der Gnadenmutter

Für Wolfgang Spies waren das anschließende Pontifikalamt, sehr volksnah und mit viel Achtung vor den Hallertauern zelebriert vom Regensburger Altbischof Manfred Müller, und die später um 17 Uhr gefeierte Andacht zur 50. Wallfahrt "sehr mitreißend". Vor allem der Gesang von Maria Heller und Sepp Reichart und ihrer Gruppe, das Erklingen des "Altötting-Liedes", haben den erfahrenen Wallfahrer Wolfgang Spies tief berührt.

Auch Pilgerführer Ludwig Hierl selbst scheut sich nicht, zuzugeben: "Das hat mich zutiefst bewegt!" So viele Male ist er schon nach Altötting gepilgert, so viel hat er schon erlebt, so viel bewältigt. Wie zum Beispiel in diesem Jahr den großen Pilgerandrang; 100 Wallfahrer mehr als im letzten Jahr meldeten sich an, die Quartiere wurden knapp, aber am Ende musste doch keiner auf der Straße schlafen. "Wir haben", so der Pilgerführer, "die Leute zum Teil mit Bussen in die entlegenen Dörfer gefahren, wo sie ein Bett bekamen."

1825 Pilger haben die heuer 50. Hallertauer Fußwallfahrt erlebt, mit viel Leidenschaft, viel Freude – und oft auch geschwollenen Gelenken. "Die empfohlene "Zwiebeltechnik", so Ludwig Hierl, "haben beim Anziehen nicht alle befolgt." Entsprechend waren viele zu warm bekleidet, kamen leicht ins Schwitzen. Die Folge waren geschwollene Gliedmaßen, die Sanitäter, so Ludwig Hierl, hatten heuer alle Hände voll zu tun. Eine Leistung, die auch Mitpilger Wolfgang Spies besonders würdigen will: "Die gesamte Organisation, der Einsatz der Sanitäter, der Ordner, der Gruppenführer – das kann man nicht genug loben."

Voll des Lobes ist auch Pilgerführer Ludwig Hierl: für die Disziplin der Wallfahrer, das Engagement aller Helfer, den Einsatz der Quartiergeber – und die Geistlichen, die das Pontifikalamt in der Basilika am Sonntagmittag und die Andacht am Sonntag um 17 Uhr gefeiert haben. "Ihr habt den Duft des Hopfens nach Altötting getragen", hatte Altbischof Manfred Müller beim Pontifikalamt betont. "Nun tragt den Segen der Gnadenmutter wieder heim in eure Familien." Überhaupt kamen die Worte des Altbischofs, die allgemein als "sehr freundschaftlich und volksnah" beschrieben wurden, bei den Pilgern und deren Familien sehr gut an. Kein steifes Amt, sondern vielmehr eine "liebenswerte Familienfeier" war überhaupt der Pontifikalgottesdienst nach dem Einzug in Altötting; so zumindest beschreibt dies der Pilgerführer: Altbischof Müller holte Kinder der Pilger nach vorne, um sie zu segnen. Als Dank für seine Nähe zur Hallertau bekam er dafür von Ludwig Hierl einen Hopfenkranz und einen Korb mit Hopfengaben geschenkt.

Nicht minder stimmungsvoll war dann auch die abendliche Andacht, die speziell aus Anlass des 50. Jubiläums am Sonntag um 17 Uhr gefeiert wurde. Viele Pilger blieben noch, die Kirche neben der Altöttinger Basilika war bestens gefüllt. Gemeinsam genossen die Wallfahrer und ihre Familien die Andacht, die musikalisch gestaltet wurde von der Gesangsgruppe um Maria Heller, die ihre persönlichen Wallfahrtserlebnisse in dem anrührenden Lied "Nach Altötting gehn" verarbeitet hat. "Weil mir mein Herz aufgeht, wenn ich singe", hat sie dieses Lied geschrieben. Das Herz ging zum Abschluss der Jubiläumswallfahrt allen auf, die ihre Lieder hörten und die Andacht miterlebten. Prälat Limbrunner feierte die Andacht – mit viel Gefühl und auch einem Augenzwinkern: Besonders aufgefallen ist ihm nämlich eine Passage aus der Wallfahrts-Festschrift – sie ist übrigens für zwei Euro noch bei Ludwig Hierl oder Brigitte Weber zu haben. Dort heißt es, dass in einer Wallfahrergruppe die gebeteten Rosenkranzgesetze per Trillerpfeife signalisiert werden.

Das hat Prälat Limbrunner offenbar sehr amüsiert. Sauber in einem Karton verpackt übergab er an Pilgerführer Ludwig Hierl während der Andacht nämlich ein ganz besonderes Geschenk. Inhalt: stilvolle Trillerpfeifen. Damit beim Rosenkranzbeten auch bei der Wallfahrt 2011 keine Fehler passieren.

Von Karin Trouboukis