Predigt

Zum Anfang
Nach oben

Die Predigt von Pfarrer Maurer in der Basilika haben viel Pilger wegen Schwierigkeiten mit der Lautsprecheranlage nicht verstanden. Pfarrer Maurer hat sie darum nochmals rekonstruiert und uns für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
Ein herzliches Vergelt's Gott dafür!

PREDIGT in Altötting - Hallertauer Fußwallfahrt - 3.10. 2004

 Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder, vor allem aber: liebe Wallfahrer und Wallfahrerinnen!

 Angekommen. Endlich angekommen. Und ich bin froh, daß ich da bin. Und vielleicht geht es auch Ihnen so. Nach dem langen Weg von Wolnzach hierher nach Altötting, nach dem durchwachsenen Wetter vor allem am ersten Tag gleich von Beginn weg. Wohl kaum einer - oder keiner -, der ohne Blessuren geblieben ist. Aber es ist gegangen, gut gegangen: dank der Gemeinschaft, die einander getragen und gestützt hat, dank der vielen Helfer, die sich gemüht haben, dank der gegenseitigen Ermunterung, des aufmunternden guten Wortes, dank des miteinander Gehens und fiir einander Daseins und Einstehens.

 Und dank des gemeinsamen Betens. Wie viele Rosenkränze haben wir gemeinsam gebetet auf diesem Weg, das Leben Jesu betrachtet: die Freuden und Hoffnungen im freudenreichen Rosenkranz, das Schwere und Leidvolle im schmerzhaften Rosenkranz, den österlichen Sieg der Verherrlichung im glorreichen Rosenkranz. Das immer wiederkehrende Gebet ist ja nicht Abstumpfung, sondern Intensivierung, das Wiederholen nicht Veräußerlichung, sondern Verinnerlichung, Vertiefung. Und wir haben auf Maria geschaut, die Wegbegleiterin ihres Sohnes: in den sieben Freuden und den sieben Schmerzen ihm verbunden und mit auf seinem Weg.

 Zugleich: haben wir nicht unser eigenes Leben mitgebracht und hineingebetet in die Gesätzlein des Rosenkranzes?

bullet

Unsere erfüllten und erhofften Freuden, das was wir haben erfahren dürfen und erhoffen an Gutem, das was uns Freude bereitet (hat) und froh macht in unserem Leben: hineingebetet in den freudenreichen Rosenkranz.

bullet

Das Schwere, das Kreuz und Leid, das wir zu tragen hatten oder haben: Probleme in den Familien, krisenhafte oder gescheiterte Beziehungen, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder gar Arbeitslosigkeit, schwere, gar unheilbare Krankheit; bei uns selbst oder bei Menschen, die uns nahestehen, der Tod eines uns lieben Menschen: hineingebetet in den schmerzhaften Rosenkranz.

bullet

Unser Glück, das was gut gegangen, gut ausgegangen ist, manchmal ersehnt, bisweilen unverhofft, unsere Dankbarkeit für alles Schöne, Gelungene, Geschenkte: hineingebetet in die Gesätze des glorreichen Rosenkranzes.

Haben wir nicht im Blick auf unser eigenes Leben gespürt, daß wir auf dem Weg sind, einem nicht immer leichten: Pläne werden durchkreuzt, Hoffnungen enttäuscht, Gutes mischt sich mit Schwerem, Erfolg mit Versagen. Erfahren wir aber nicht auch, wenn wir unser Leben in Beziehung setzen zum Leben Jesu, wie unseres dem seinen nicht unähnlich ist - bei allen Unterschieden. Denn da merken wir ja, daß auch er all dem unterworfen war, daß auch sein Leben kein Königsweg war am Schweren, an Kreuz und Leid vorbei, sondern alle Höhen und Tiefen in sich barg, die auch wir durchleben, manchmal durchleiden. Kein Fremder, kein ganz anderer, sondern einer wie wir, einer von uns, weil auch er all dem ausgeliefert war, weil auch er hindurch mußte und nicht ungeschoren davon und daran vorbei kam.

 So wird, je mehr wir um auf Jesus und seinen Weg einlassen, je mehr und intensiver wir sein Leben betrachten im Immer-wieder des Gebetes und in immer neuen Anläufen unserer Jesus-Nachfolge, Jesus uns zum Begleiter auf unserem Weg. Er ist der treue Gefährte, der zu uns steht und zu uns hält, egal, was kommt, gleich, was geschieht, durch dick und dünn, der die Freuden und Hoffnungen mit uns teilt, der das Schwere mit uns trägt, der das Glück, das Gelungene, das gut Überstandene mit uns feiert.

Freilich: Jeder von uns wird sich auf einem anderen Weganschnitt befinden, voller Freude oder Vorfreude, vielleicht gerade im Schweren und Leidvollen gefangen, gar noch ohne Aussicht auf ein ­gutes - Ende, oder im dankbaren Glück für soviel Geschenktes' und Erreichtes: im Blick auf Jesus dürfen wir vertrauen, daß er uns nicht allein, nicht im Stich läßt, sondern mit uns geht; wir dürfen darauf vertrauen, daß alles in unserem Leben und unser ganzes Leben ein gutes Ende nehmen wird, daß - zuletzt - alles im Guten vollendet sein wird.

So können wir unser Leben wagen und bestehen, wo immer wir gerade stehen und was immer kommen mag, dank der Fürsprache der Gottesmutter, und weil wir Jesus an unserer Seite haben, seiner Nähe gewiß und des guten Endes sicher, zu dem er uns führen wird. - Amen.